Vortrag von Dr. Eberhard Fritz

Claus Graf Stauffenberg und die Herzöge von Württemberg

Überlegungen zu den Motiven des Attentats vom 20. Juli 1944

Im Juli 2024 jährt sich das Attentat von Claus Schenk Graf von Stauffenberg zum 80. Mal. Was veranlasste einen fünffachen Familienvater zu einer solchen Tat, bei der er wusste, dass sie im Falle des Scheiterns mit der Verurteilung zum Tod bestraft werden würde? Dr. Eberhard Fritz befasst sich mit dieser Frage aus zweierlei Blickwinkeln. Er hat die enge Verbindung zwischen den Herzögen von Württemberg und der Familie Stauffenberg untersucht. Herzog Albrecht von Württemberg und seine Söhne gingen nach anfänglichem Wohlwollen gegenüber den neuen Machthabern ab November 1933 in Opposition zum National-sozialismus. Sie unterhielten enge Beziehungen zum gräflichen Haus Stauffenberg, vor allem zur Mutter des Attentäters, Gräfin Karoline. Im Vortrag wird aufgezeigt, welche Rolle die Mentalität des oberschwäbischen Adels bei der Opposition gegen die Nationalsozialisten spielte.

Neben Claus Schenk Graf von Stauffenberg spielte insbesondere Pater Odo von Württemberg, der Sohn von Herzog Albrecht, eine wichtige Rolle im Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Von Anfang an stellte er sich kompromisslos gegen Adolf Hitler und seiner Partei. Er wurde zuerst aus Württemberg ausgewiesen, dann auch aus dem Deutschen Reich. Zuerst ging er in die Schweiz, dann reiste er in die Vereinigten Staaten. Von Jugend auf kannten sich Pater Odo und Claus Graf Stauffenberg. Im Vortrag geht es auch um die Frage, wie nahe sich die beiden standen und welchen Einfluss Pater Odo auf den Grafen ausübte.
Daneben steht die katholische Einstellung der Familien Stauffenberg und Württemberg. Vor allem die Herzöge unterhielten enge Verbindungen zum Kloster Beuron. Von dort aus spannte sich ein Beziehungsnetz über Oberschwaben, über welches zahlreiche oppositionelle Personen miteinander verbunden waren. Aus der Perspektive der oberschwäbischen Herkunft von Graf Stauffen-berg ergeben sich manche neue Einsichten in die Motive des Attentäters vom 20. Juli 1944.

In seinem Vortrag schildert Dr. Eberhard Fritz Zusammenhänge, die bisher kaum bekannt waren und fast nicht beachtet wurden. Weder die Herkunft von Graf Stauffenberg aus einer Adelsfamilie noch seine Verbindungen zum Haus Württemberg galten als besonders bedeutsam für sein späteres Schicksal und seinen Entschluss, den Diktator Adolf Hitler zu töten. Pater Odo kehrte nach dem, Zweiten Weltkrieg aus den Vereinigten Staaten zurück und lebte bei seinem Bruder Herzog Philipp Albrecht von Württemberg auf Schloss Altshausen, wo er 1964 starb. So ist das Thema des Vortrags auch aus lokalhistorischer Perspektive sehr interessant.